Berichte und Fotos
Clubmeisterschaft - Match Race Davos / 10. - 11. Juli 2010
Und ... - häsch gwunne? Diese Frage wurde mir von zwei, drei Freunden nach dem Segelwochenende in Davos spontan gestellt und eigentlich war die Frage nie ganz ernst gemeint. Deshalb waren sie jeweils umso mehr überrascht, als ich wie aus der Kanone geschossen mit "Ja" antwortete. Aber der Reihe nach:
Brigitte Fischer hatte in zahlreichen Stunden den Anlass an diesem unzürcherischen See geplant, gebucht und intensiv beworben.
Am Freitag sind wir mit einer kleinen Truppe ins Bündnerland gefahren, um die letzten Vorbereitungen zu den SVT-Clubmeisterschaften vor Ort zu regeln. Um die Mittagszeit parkten wir die 5 mitgebrachten Optimisten am See und Brigitte inspizierte die zugeteilten Zimmer im "Oberst von Sprecher" - Haus. Dann ging es zum Segelclub wo wir von Hans-Martin Heierling freundlich empfangen wurden. Wir liessen uns die Sprintos zeigen und verabredeten uns wieder für 17 Uhr, denn zuerst mussten wir noch die mitgebrachten Bikes ausführen. Die Bike-Fahrt wurde dann mehr zu einem Bike-walk. Es war meistens einfach zu steil zum Fahren. Während Berni, Reginald und Hans zur Spitze wollten, kehrte ich mit Dolores und Brigitte um. Aber auch die Abfahrt hatte es in sich. Trotz kontrolliertem Bremsen wurde Brigitte auf dem steilen, steinigen Bergweg immer schneller, so dass ihr nur die Notbremse "Ich schmeiss mich mit dem Rad in den Graben" blieb. Zum Glück trug sie nur kleine Schürfungen davon. Dolores und ich zogen es vor, das Rad auch auf dem Weg nach unten an einigen Stellen zu Fuss zu begleiten .... Und überhaupt, schliesslich waren wir ja zum Segeln gekommen.
Zurück am Davosersee riggten wir die Sprintos auf. Peter, Thomas (der inzwischen mit seinem Töff ebenfalls in Davos eingetroffen war) und ich probierten die Blaue und die gerade rechtzeitig zurückgekehrten Berggeissen Berni, Reginald und Hans die Gelbe aus. Das einfache Handling und der grosszügige Raum auf den Booten hat uns sofort Spass gemacht. Nur die Tücher waren wirklich alte Lumpen und der Gennaker fehlte. Darauf angesprochen meinte Gian-Andrea Giovanoli vom DSSC "Wir haben noch einen Satz neuer ungebrauchter Segel im Club". Das war eine gute Nachricht. Er zeigte uns auch noch das Starthaus. So was hammermässiges habe ich noch nie gesehen. Sogar der Winkel der Startlinie konnte durch das verschieben der nahe gelegenen Startboje vom Häuschen aus bedient werden.
Am Abend gab es für die meisten von uns einen heissen Stein mit Strauss und so nebenbei knobelten wir am Austragungsmodus für den nächsten Tag. Jetzt war (fast) alles bereit für den Samstag.
Am Samstag Morgen wurden dann die Optimisten aufgeriggt und an den Sprintos die neuen Segel gesetzt. Immer mehr Unterländer vom SVT fanden sich bei der Segel- und Badeanlage in Davos ein. Brigitte begrüsste die 50! angereisten SVTler. Wir erklärten den Wettkampf-Modus für die Matchraces und Sven gab die Segelanweisungen für die Skipper aus. 8 3er-Mannschaften kämpften um den Clubpokal. Und nicht weniger als 9 Optimisten-Segler traten auf den 5 Booten abwechselnd gegeneinander an. Der Davosersee war bald in Zürcher Hand. Bei besten Bedingungen - gut es hätte noch etwas mehr Wind haben dürfen - starteten wir einen Wettlauf nach dem Anderen. Wer nicht am Segeln war half im Starthaus, brachte auf einem Motorboot die nächsten Crews aufs Wasser oder fuhr als Schiedsrichter im anderen Motorboot hinter den Kontrahenten her. Die Einen betreuten die Jungsegler auf den Optimisten oder schauten zu den Kleinsten, während die Eltern am Segeln waren. Und wieder Andere waren für das leibliche Wohl besorgt oder mussten eine Boje versetzen, wenn der Wind drehte. Es waren alle irgendwie engagiert, wir hatten unseren Spass zu Land und zu Wasser und das herrliche Wetter trug ebenfalls zur besten Stimmung bei.
Erst vor 18 Uhr schlug das Wetter und die Windrichtung um, sodass wir noch zwei Vorwind-Starts durchführten, bevor wir wegen Sturmwarnung die Segel ganz streichen mussten. Es kam dann nicht ganz so schlimm, aber wir haben den verfrühten Abbruch bei einem Bierchen am See genossen.
Am Abend gab es im Oberst von Sprecher Haus ein grosszügiges Salatbuffet, gefolgt von Spaghetti an verschiedenen Saucen und einem süssen Dessertbuffet. Und ich konnte 3x jubeln; Deutschland besiegte Uruguay mit 3:2 - Goooooooooool! Bei einem kleinen Nacht- und Verdauungsspaziergang bewunderten wir die nicht enden wollenden Wetterleuchten am nahen Horizont, während den Unterländern mit den heftigen Gewittern zum Teil nicht nur der Abend verdorben wurde, sondern auch Schaden in Millionenhöhe entstand. Einige unter uns genossen den lauen Sommerabend im Garten am Tisch bei angeregten Diskussionen bis in die späten Nachtstunden.
Am Sonntag liessen wir's langsam angehen - der Wind kommt ja nicht vor 11 Uhr. Trotzdem fanden wir uns nach dem Frühstück und checkout ab 10 Uhr am Clubgelände ein um die Boote aufzuriggen. Und siehe da, der Wind liess auch nicht auf sich warten, sodass wir bereits vor 11 Uhr wieder die Szenerie auf dem Wasser beherrschten. Ich bewunderte immer wieder die jungen OptimistenseglerInnen, wie sie gekonnt auf Ihren kleinen Booten herumturnten, das Timing vor dem Start im Griff hatten und konzentriert bis über die Ziellinie versuchten einander den Rang streitig zu machen. Aber an Aurelia kam schlussendlich niemand vorbei. Mit 7 Siegen gewann sie die Ausmarchung bei den Optimisten klar (es wird gemunkelt, dass sie das schnellste Boot hat) vor Ihrer Schwester Seraina und vor dem Drittplatzierten Felix. Die nachmittägliche Hitze und der zunehmende Wind übertrug sich auch auf die Matchraces bei den Grossen, die spannende und teilweise hitzige Zweikämpfe ergaben. Einmal waren wir, Risto, Brigitte und ich gegen Böni mit Claudia und Uta völlig in die Phase des Vorstarts vertieft und jagten einander, dass wir auch Alinghi alle Ehre gemacht hätten. Als das Startsignal erschallte und wir über die Linie segelten, wurden wir zurück gepfiffen, weil das Startprozedere den Optimisten galt ... In einem anderen Zweikampf kam es leider zu einer Havarie, sodass eines der Boote am Bug verarztet und die Verlängerung einer Pinne ersetzt werden musste (gäll Heini und Peter).
Am Schluss wurden die Besten als Gewinner der Clubregatta 2010 ausgerufen: Skipper Risto Wieland, mit Brigitte Fischer und meiner Wenigkeit ;-). Zweiter? There is no second - pflegte man am Americas Cup zu sagen. Aber das ist so nicht ganz richtig, denn es war ein wunderschönes, ja fantastisches Wochenende, das allen extrem Spass gemacht hat und lauter Gewinner hervorbrachte.
An dieser Stelle danke ich in erster Linie Brigitte Fischer, die zusammen mit Berni, Dolores, Hans und Sven aber auch allen Teilnehmern, die sich zu Land und zu Wasser eingesetzt haben, dieses unvergessliche Wochenende ermöglichten.
Aus dem Siegerboot ;-)
Euer Glöggli.
(für Nichteingeweihte: Stefan Glöckler, die Red.)